Rückblicke 2010



Sonntag, 21.11.2010

Autorenlesung und Film: Marion Tauschwitz – Die Biografie über Hilde Domin



Am Sonntag, 21. November gab es im Heddesheimer Kunstverein 90 anregende Minuten.

Marion Tauschwitz, Autorin der Biografie "Dass ich sein kann, wie ich bin – Hilde Domin" stellte das Leben der Lyrikerin lebendig und ergreifend vor. Sie wechselte in ihrem Vortrag lebendig Erzählung, Lesung, Gedichtvortrag und eigenes Erleben aus ihrer Freundschaft zu Hilde Domin ab. Inmitten der Ausstellung der Bilder, die Veronika Drop zu den Gedichten der Hilde Domin gemalt hat, nahmen 42 ZuhörerInnen Leben und Werk der Lyrikerin noch einmal in ganz neuer Weise auf. Eine Teilnehmerin meinte: "Jetzt kenne ich die Domin von einer ganz neuen Seite und interpretiere ihre Texte für mich ganz von Neuem".  Parallel zur Ausstellung läuft der Film über Hilde Domin "Ich will dich" von Anna Ditges.



Sonntag, 14.11.2010

Veronika Drop »Hommage an Hilde Domin«



Bild "Veranstaltungen:14-11-2010_1.jpg"Ausstellung "Hommage an Hilde Domin". Die Heddesheimer Künstlerin Veronika Drop zeigt sehr persönliche Bilder zu den Gedichten der Heidelberger Schriftstellerin.

Mit der Ausstellung "Hommage an Hilde Domin" endet das Jahr für den Heddesheimer Kunstverein, so der Heddesheimer Künstler Bernd Gerstner bei seiner Begrüßung. Mit Veronika Drop stellt, wie es einmal jährlich Tradition sei, eine Künstlerin aus den eigenen Reihen aus. Mit gut 70 Besuchern waren die Ausstellungsräume in der Rathausgalerie gut gefüllt. Ein toller Erfolg für Veronika Drop und für den Heddesheimer KunstvereinIn den Ausstellungsräumen des Heddesheimer Kunstvereins hängen 21 Bilder von Veronika Drop, die sie innerhalb eines Jahres von 2006 bis 2007 zu den Gedichten von Hilde Domin geschaffen hat. Die Bilder sind in Acryl und Eitempera auf Leinwand gemalt. Es ist Drops Annäherung an die Gedichte und Person Hilde Domin.

Die Lyrikerin Hilde Domin habe bei ihren Lesungen ihre Gedichte immer zweimal gelesen, sagt Veronika Drop: "Ich habe die Gedichte oft zehnmal und mehr gelesen und die Bilder immer und immer wieder übermalt, bis ich dachte, jetzt bin ich auf der Spur." In ihrer Einführung erzählt die gebürtige Rheinländerin, die schon lange in Heddesheim lebt und Mitglied des Kunstvereins ist, vom Leben der "Exilschriftstellerin":

Hilde Domin wurde als Hilde Löwenstein, Tochter eines Rechtsanwaltes und einer ausgebildeten Sängerin 1909 in Köln geboren. Zum Jura-Studium ging sie zunächst nach Heidelberg, später nach Köln, Bonn und Berlin und 1931 wieder zurück nach Heidelberg, wo sie auch ihren Mann, den Altphilologie- und Archäologiestudenten Erwin Walter Palm kennenlernte. 1932 reiste das jüdische Paar zunächst zum Studium nach Rom, das nach Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zur ersten Exilstation wurde. Als sie auch in Italien nicht mehr bleiben konnten, flüchteten sie nach London und von dort schließlich in die Dominikanische Republik. Dort wirkte Domin als Assistentin ihres Mannes und unterrichtete Deutsch. Erste schriftstellerische Versuche startete sie 1946. Der Tod der Mutter und die Krise in ihrer Ehe führten dann zu den ersten Veröffentlichungen 1951 - als Anfang und Heimkehr. Fünf Jahre später kehrten sie in ihre alte Heimat, nach Heidelberg, zurück. Inzwischen nannte sie sich "Domin" zu Ehren ihrer Exilheimat, der Dominikanischen Republik. Seit 1961 arbeitete Hilde Domin als freie Schriftstellerin. Ihr Werk wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Im Wintersemester 1987/88 hielt sie als vierte Frau nach Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz und Christa Wolf die Frankfurter Poetik-Vorlesungen. Zu ihrem 95. Geburtstag 2004 wurde Hilde Domin die Ehrenbürgerwürde der Stadt Heidelberg verliehen. Bereits 1992 stiftete die Stadt ihr zu Ehren den alle drei Jahre vergebenen Literaturpreis "Literatur im Exil", der seit ihrem Tod "Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil" heißt. 2006 wurde sie Ehrenmitglied des P.E.N.-Club des Exils.

2006 stirbt die Lyrikerin in Heidelberg und wird auf dem Bergfriedhof neben ihrem 1988 verstorbenen Ehemann beigesetzt. Auf der Grabplatte steht: "Wir setzten den Fuß in die Luft und sie trug".

In ihren Gedichten und Schriften rief die Exilschriftstellerin immer wieder zum Neuanfang auf. Ihr Grundvertrauen sei ihr nicht verloren gegangen, so Drop. Domin gehörte nie zur Avantgarde. Ihre Klarheit, Ehrlichkeit und Unabhängigkeit gefallen der Künstlerin Veronika Drop.

Bild "Veranstaltungen:14-11-2010_2.jpg"
"Harte fremde Hände". Eine Collage.
"Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug"

Pastellfarbene Töne, Wolken, die sich türmen, dazwischen Halt gebende Linien. "Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug", ist das Lieblingsbild der Malerin Veronika Drop. "Erst sollte in den Wolken eine Treppe entstehen, doch ich habe immer und immer wieder mit Eitempera darüber gemalt bis das Bild so entstanden ist", erzählt Drop. Dieses Bild sei ihr persönlichstes, weil es auch Situationen in ihrem Leben beschreibt. Mutig sein, den Fuß ins Unbekannte setzen ... und feststellen, es trägt.

"Seit ich lebe, habe ich einen Stift in die Hand genommen", erzählt Drop. Eine Reihe von Ausstellungen gibt davon Zeugnis. 2006 habe sie intensiv angefangen, sich mit Hilde Domin zu beschäftigen und "ich wollte immer mehr über sie erfahren". Innerhalb eines Jahres sind die 21 ausgestellten Bilder entstanden.

Auch die anderen Bilder sprechen von persönlichen Erfahrungen. Es sind die der Lyrikerin, der Malerin und die des Betrachters. Drop gibt ihren Bildern die Titel von Domins Gedichten. Sie erzählen von Emotionen und Lebenserfahrungen, von "Versöhnung", "Tröstung", "Aufbruch ohne Gewicht". In "Harte fremde Hände" hat Veronika Drop Fotografien von Hilde Domin eingewoben. Eine Collage, die immer und immer wieder übermalt wurde. Wie aus Fenstern schaut die Schriftstellerin hervor. Die Worte des Gedichts fließen über das Bild.